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Facetten des Flamenco – Meisterhaft gespielt

(BG) „Die Klage erhebt sich, das Weh der Gitarre“. Diese Zeile aus dem Gedicht „Die
Gitarre“ des bedeutenden spanischen Autors Federico Garcia Lorca (1898-1936)
entspricht so gar nicht unserer landläufigen Vorstellung von der Flamenco-Musik.
Flamenco – da rasseln die Gitarrensaiten im zackigen Auf- und Ab der rechten
Hand („Ragueado“), trippeln bunt gekleidete Frauen mit schwarz glänzendem Haar
und feurige Machos im Takt der Musik grazil und leidenschaftlich umeinander herum ,
da klappern die Kastagnetten verwegenen arabisch gefärbten Rhythmus. Das gibt es
durchaus. Aber der Flamenco hat viele Gesichter.

Mehr als 50 verschiedene Variationen erzählen jeweils ihre eigene Geschichte. Das
Duo „Gota de Fuego“ – Antonio Vito und Rüdiger Zietz – zauberte einige dieser
Variationen bei seinem Konzert im Teo Otto Theater aus seinen Gitarren hervor und
unterlegte die Musik mit spannenden Erklärungen zum Flamenco und Gedichten von
Garcia Lorca. Es wurde ein besinnlicher Abend von zwei meisterhaft spielenden
Gitarristen.

Freude, Weh und Leid

Flamenco – in dieser Musik des Südwestens der iberischen Halbinsel geht es um das
immerwährende Spiel der Geschlechter, um die Liebe, um das Herz und um den
Schmerz. Im Laufe der Jahrhunderte voll gestopft mit Symbolen und Geschichten
von (un)erfüllter Sehnsucht und damit verbundener Freude, Weh und Leid, rührt
diese Musik jeden, der sich mitnehmen lässt aud eine träumische Reise nach
Andalusien und zu den dunklen, arabischen Wurzeln dieser traditionellen Musik.

Vielleicht lag es am fehlenden Gesang und Tanz , dass besinnliche, beinahe schwermütige Stimmung überwog. Vermutlich litt niemand im Publikum unter Liebeskummer. Er hätte diesen Abend nicht überlebt. So leise, zart und anmütig tropften die Töne – wenn auch manchmal als wieselflinkes Rinnsal – von Zietz und Vitos Saiten, dass sie den schimmernden Tränen glichen, die im Märchen von der geliebten Aug´auf des schönen, toten Jünglings bleiche Wangen rinnen. Herrlich schwermütig.

Und dann noch die Gedichte! Zietz rezitierte die Ballade von den drei kleinen Flüssen
zwischen Sevilla und Granada. „Oh, Liebe, die ging und nicht kam; Oh Liebe, in
Lüften vergangen…“ Vito zupfte dazu die Gitarre und ließ vor aller Augen und Ohren
die plätschernden Wellen des mächtigen Guadalquevir bei Sevilla entstehen, der von
Granadas ärmlichen Flüssen Dauro und Genil gespeist wird. Die Zuhörer lauschten
ergriffen und sparten nicht mit sich selbst befreiendem Beifall.. Zum Glück gab´s
dann aber noch eine fröhliche Alegria und einen flotten Rumba, der in virtuoser
Improvisationskunst schwelgte.

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